Sabbatical als Auszeitkur gegen Burn-out
11.04.2022
Wir alle kennen den Begriff „Burn-out“. Statistisch gesehen hat es jeder Zweite in der einen oder anderen Form erlebt. Forschungen zeigen, dass der Zustand viel komplexer ist als nur eine hohe Arbeitsbelastung und die heutige Arbeitswelt greift das Thema auf. Unternehmen reagieren weltweit und bieten Mitarbeitenden zusätzliche Auszeiten an, aber ist ein Sabbatical das Heilmittel gegen Burn-out? Vielleicht. Als Expertin für den Arbeitsmarkt der Zukunft erkennt die Adecco Gruppe, dass die mentale Gesundheit einer der wichtigsten Bestandteile ihrer Mission ist: Making the future work for everyone. Wir erklären, was Personalvermittler, Manager:innen und Unternehmen heute wissen sollten.
„Burn-out“: Was heißt das eigentlich?
Burn-out als Begriff wurde 1974 von dem Psychoanalytiker Herbert Freudenberger ins Leben gerufen. Er beschreibt den schweren körperlichen und geistigen Stress, der beispielsweise durch zu viele Aufgaben und Zeitdruck bei der Arbeit entstehen kann. Anfang April 2020 lebten 2,6 Milliarden Menschen unter einem Lockdown, und 81 % der weltweiten Arbeitsplätze waren ganz oder teilweise unzugänglich. Remote Work wurde zur neuen Realität. Die Pandemie verstärkte Stress und finanzielle Ängste. Selbst leitende Angestellte scheinen zu leiden: 54 % der jungen Führungskräfte haben einen Burn-out verspürt. Mentale Gesundheit ist der erste Baustein des Erfolgs, allerdings verschwimmen oft Grenzen zwischen Privat- und Berufsleben, was die Symptomerkennung eines Burn-outs erschwert. Wer genau hinsieht und in sich hineinspürt, hat Chancen, die Warnsignale frühzeitig zu erkennen.
- Überforderung: Betroffene fühlen sich unentbehrlich und neigen dazu, ihre eigenen Bedürfnisse zu vernachlässigen, indem sie tendenziell zu viel arbeiten. Dies resultiert in Überforderung.
- Flucht und Rückzug: Betroffene befinden sich oft in einem Zustand der Angst, leiden unter wiederkehrender Übelkeit oder Schlafschwierigkeiten, sind leicht reizbar und verärgert. Zudem ziehen sie sich häufig von ihrem sozialen Umfeld zurück.
- Mangel an Perspektive: Betroffene zeigen Zynismus gegenüber Menschen und ihrer Arbeit, weisen Symptome der Hoffnungslosigkeit auf und haben Konzentrationsschwierigkeiten.
Lösung für Führungskräfte: Sobald Sie diese Anzeichen erkennen, gehen Sie der Sache auf den Grund. Fragen Sie Ihre Mitarbeitenden nach ihren Gefühlen, entweder innerhalb des Teams – etwa durch Umfragen – oder indem Sie einfach das Gespräch mit dem Einzelnen suchen. Wo immer möglich, reduzieren Sie den Zeitdruck und das Tempo. Verlagern Sie den Schwerpunkt vom Output auf den Faktor Mensch.
Lösung für Mitarbeiter:innen: Aktiv Zeit für Entspannung, Hobbys und Gespräche mit Freunden und Familie einplanen. Fordern Sie Hilfe an. Gemeinsam mit Ihrem Vorgesetzten können Lösungsmöglichkeiten evaluiert und schnell umgesetzt werden. Suchen Sie das Gespräch mit Kolleg:innen, Freunden oder Angehörigen; Unterstützung und Zusammenarbeit werden bei der Bewältigung helfen.
Die Sabbatical-Lösung: Vor- und Nachteile
Ein Sabbatical – „Sabbatjahr” – bezeichnet eine längere Auszeit vom Arbeitsalltag, die sich von vier Wochen unbezahltem Urlaub bis zu einem ganzen Jahr erstrecken kann. Die Zahl der Arbeitnehmenden, die über Burn-out berichten, wächst stetig an. Klassische Benefits, wie eine Cafeteria oder ein Fitnessraum im Büro, sind nicht mehr für alles eine Lösung. Ist eine Arbeitspause die Antwort auf ein Burn-out? Einige Sabbatical Vor- und Nachteile verraten wir hier:
Vorteile:
- Ein Sabbatical senkt die Wahrscheinlichkeit eines Burn-outs. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass eine längere Pause den Stress verringert und die Möglichkeit geben kann, neue Energie zu tanken.
- Mitarbeitende nehmen neue Ideen auf. Wenn man sich in einer neuen Umgebung befindet, sind die Möglichkeiten, Inspirationen zu sammeln und sie ins Team zurückzubringen, enorm.
- Mitarbeitende erhalten die Möglichkeit, in ihrer Rolle zu wachsen. Nehmen erfahrenere Kolleg:innen ein Sabbatical, öffnet sich eine Chance für Teammitglieder, neue Aufgaben zu übernehmen und ihre Fähigkeiten zu erweitern.
- Ein wirksames Einstellungsinstrument: Bezahlte Sabbaticals gehören zu den am stärksten nachgefragten Leistungen. Rund 66 % der Menschen sind eher daran interessiert, für Unternehmen zu arbeiten, die diese anbieten. Eine gesunde Work-Life-Balance wird bei der Auswahl von Angeboten oft höher bewertet als das Gehalt.
Nachteile:
- Gefahr einer potenziellen emotionalen Abkopplung. Dadurch können erzielte Fortschritte zum Stillstand kommen
- Der Wiedereinstieg in den Arbeitsplatz nach einem längeren Sabbatical ist nicht immer einfach und erfordert oft eine gewisse Eingewöhnungszeit
- Nach einer längeren Abwesenheit von der Arbeitsumgebung kann der Verlust von Informationen und Wissen die Wiedereingliederung erschweren
- Ob ein Sabbatical bezahlt oder unbezahlt ist, hängt von der jeweiligen Unternehmenspolitik ab, könnte aber mit Kosten und administrativen Belastungen verbunden werden
Stress durch Auszeit minimieren: Sabbatical Modelle
Erst 2019 hat auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) den Begriff „Burn-out“ in ihre internationale Klassifikation der Krankheiten (ICD) aufgenommen. Die Arbeitswelt reagiert: Mehr als 40.000 Unternehmen in Deutschland bieten Modelle an, die ihren Mitarbeitenden die Möglichkeit geben, ein Sabbatjahr zu nehmen. PwC ermöglicht sogar eine ein- bis sechsmonatige Beurlaubung bei 20 % des Gehalts. Die Variationen und Rahmenbedingungen für diese Angebote sind von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich. Die bislang für Arbeitnehmende verfügbaren Modelle umfassen:
- Sabbatical durch unbezahlte Freistellung: Zeitlich unbegrenzt möglich. Unbezahlt kümmert sich in dieser Zeit der Arbeitnehmer auch selbst um seine Kranken- und Pflegeversicherung sowie um die Renten- und Arbeitslosenversicherung.
- Sabbatical per Sonderurlaub: Darf zeitlich nicht länger als vier Wochen dauern und ist unbezahlt. Jedoch übernimmt der Arbeitgeber bei der Beurlaubung weiterhin die Sozialversicherungsbeiträge.
- Sabbatical durch Lohnverzicht: Der Arbeitnehmer verzichtet für einen bestimmten Zeitraum auf ein Siebtel seines Gehalts, bis er ein Jahr Urlaub verdient hat. Ansparphase und die Dauer des Sabbaticals sind immer Einzelfallentscheidungen und sollen mit dem Arbeitgeber individuell abgestimmt werden. Beispiel: Sechs Jahre lang werden nur sechs Siebtel seines Vollzeitgehalts eingezahlt. Dann, im siebten Jahr, ergibt sich ein einjähriges Sabbatical von den eingesparten sechs Siebteln (85 % des gesparten Grundgehalts).
- Sabbatical dank Arbeitszeitguthaben: Das Sabbatical wird bezahlt durch die Vergütung gesammelter Überstunden oder Urlaubsanteile. Der Arbeitnehmer erhält volle Bezüge und ist auch komplett sozialversichert. Die Dauer des Sabbaticals hängt von der Ansparphase ab. Achtung: Es darf nicht mehr als zehn Stunden pro Tag gearbeitet werden.
- Teilzeitmodell: Nach Vereinbarung arbeitet der Arbeitnehmer in Vollzeit auf einer Teilzeitstelle und spart damit Überstunden auf einem Arbeitszeitkonto an. Diese werden während des Sabbaticals als Lohn gezahlt. Beispiel: Wenn Sie fünf Jahre lang nur 80 % Ihres Gehalts beziehen, erhalten Sie anschließend ein Jahr Sabbatical bei vollem Gehalt.
Wohlbefinden vom ersten Tag an als Bestandteil der Karriere-Reise
Psychische Gesundheit ist eine gemeinsame Verantwortung. Von Meditations-Apps bis hin zu kostenlosem Zugang zu Therapeut:innen und anderen Fachleuten für psychische Gesundheit – Unternehmen investieren immer mehr in nicht-traditionelle Leistungen und Vergünstigungen, um Stress zu minimieren. Die Adecco Gruppe priorisiert das Wohlbefinden auf der Arbeit und stellt somit den Menschen in den Vordergrund. Um mehr über die Bedürfnisse der Arbeitswelt der Zukunft zu verstehen, lesen Sie gerne unser White Paper „Resetting Normal„. Bei der Adecco Group schaffen wir Karrieren, die nicht nur Erfolgswege schmieden, sondern die sich auch wirklich gut anfühlen. Lassen Sie sich noch heute durch unsere Angebote überzeugen.
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