Bürokonzepte der Zukunft: Wie sieht der moderne Arbeitsplatz aus?
08.01.2021
2020 war ein Jahr der Herausforderungen, aber auch der Innovationen. Nicht nur die Unternehmenskultur veränderte sich, sondern auch die Arbeitsplatzgestaltung. Die im Mai von der Adecco Group durchgeführten Studie „Defining the New Era of Work“ zeigte, dass sich knapp drei Viertel (74 %) der befragten Arbeitnehmer eine Mischung aus Büro- und Home-Office wünschten. Für einige Unternehmen wird es nicht mehr wirtschaftlich sinnvoll sein, große Büroflächen zu mieten, welche die meiste Zeit nur zur Hälfte besetzt sind. Welche Bürokonzepte werden die Arbeitswelt von morgen definieren?
Coworking
Beim Coworking-Konzept können modern ausgestattete Büros monats- oder auch tageweise zu fairen Preisen angemietet werden. Die Büroinhaber nutzen eine gemeinsame Infrastruktur mit Rezeptionsbereich, Küchen und Toiletten. Diese Form eignet sich vor allem für Start-Ups, digitale Nomaden und Freelancer, die von zu Hause oder unterwegs arbeiten und eine Geschäftsadresse benötigen oder an zeitlich begrenzten Projekten arbeiten und sich auf keine langfristige Anmietung von Büroräumen einlassen möchten.
Desksharing (Flexible Office)
Mit dieser Form können Unternehmen ihre Räumlichkeiten besonders flexibel und optimal ausnutzen. Die Belegschaft teilt sich eine begrenzte Anzahl an Arbeitsplätzen, wobei die Anzahl der Plätze niedriger ist als die der Mitarbeiter. Diese finden sich jeden Morgen an einem neuen Schreibtisch mit einem anderen Sitznachbarn wieder. Generell werden damit der Austausch und der Informationsfluss unter den Mitarbeitern verbessert. Desksharing ist für Unternehmen geeignet, in denen die Bürobesetzung regelmäßig wechselt oder viele Teilzeitkräfte beschäftigt sind. Dadurch wird verhindert, dass Arbeitsplätze für längere Zeit leer stehen, und Unternehmen können bis zu 30 Prozent der Kosten einsparen.
Das reversible Büro (Smart Office)
In reversiblen Büros wird die zur Verfügung stehende Bürofläche immer wieder neu entsprechend der aktuellen Anforderungen aufgeteilt. Die Büromöbel werden verschoben und mithilfe von Raumteilern und Trennwänden werden kontinuierlich unterschiedlich große Arbeitsbereiche erstellt. Diese Lösung ist für solche Unternehmen ideal, in denen sich immer wieder neue Arbeits- und Projektgruppen unterschiedlicher Stärke bilden müssen. Eine wichtige Voraussetzung für dieses Konzept ist, dass sich die Büroeinrichtung einfach bewegen lässt.
Das Open Space Büro
Das Open Space Büro ist eine besondere Form des Großraumbüros. Es handelt sich immer noch um einen großen Raum ohne feste Wände, aber die Fläche ist in verschiedene Bereiche unterteilt. Neben Schreibtischen stehen den Mitarbeitern auch Sofas, Stehtische und Konferenzbereiche zur Verfügung. Die offenen Strukturen sollen durch einen direkten Kontakt mit den Kollegen zu schnellen Problemlösungen verhelfen. Besonders Kreative, die abwechselnd allein oder im Team arbeiten, können von diesem Modell profitieren.
Erfolgreiche Bürokonzepte in der Praxis
Besonders viele junge IT-Talente bewerben sich bei Microsoft und Google. Einer der Gründe dafür könnte die attraktive Umgebung sein, in der die Mitarbeiter zusammenkommen. Wie sehen deren Konzepte aus?
Das Erfolgsrezept von Microsoft: Desksharing und Home-Office
Im Microsoft-Gebäude in München-Schwabing stehen 1900 Mitarbeitern nur 1100 Arbeitsplätze zur Verfügung, sodass sich jeder morgens immer einen neuen Platz suchen muss. Alle Abteilungen sind in verschiedene Bereiche gegliedert. Neben freistehenden Schreibtischen gibt es Tische mit Trennwänden und offene Bereiche mit Sitzecken für Teambesprechungen. Kleine, schallgedämmte Räume sorgen für Privatsphäre beim Telefonieren. Darüber hinaus sind Ruhebereiche („Think Spaces“) vorhanden, in denen man bei vollkommener Stille konzentriert arbeiten kann.
Dieses Konzept wurde in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer Institut entwickelt. Dabei stellte es sich bei einer Umfrage heraus, dass 42 % der Arbeitnehmer aufgrund ihrer Arbeitsbedingungen nicht darüber entscheiden können, wann und von wo aus sie arbeiten. Gleichzeitig aber hat sich gezeigt, dass flexibel arbeitende Angestellte motivierter und leistungsfähiger sind.
Deshalb hat bei Microsoft das Home-Office den gleichen Stellenwert wie der Gang ins Büro. Die einzige Bedingung ist, dass die tägliche Arbeit erledigt werden muss. Die technische Ausstattung stellt Microsoft seinen Mitarbeiter selbst: Hochmoderne Hybrid-Notebooks ermöglichen ihnen grenzenloses Arbeiten.
Google setzt auf Großraumbüro und Verspieltheit
Das US-amerikanische Technologieunternehmen Google hat in Hamburg für seine rund 500 Mitarbeiter in einem modernen Gebäude neun der insgesamt zehn Stockwerke gemietet. Jeder Mitarbeiter sitzt im Großraumbüro an seinen eigenen Tisch, der mit persönlichen Gegenständen geschmückt ist. Jede Büroetage ist nach einem anderen Thema gestaltet: So ist z. B. ein Besprechungsraum wie das Innere eines Wals gestaltet, und wer möchte, kann sich mit seinem Notebook in ein Becken mit Schaumstoffwürfeln zurückziehen. Darüber hinaus stehen den Mitarbeitern Kantinen mit kostenlosem Essen, ein Billardtisch und ein Fitnessstudio zur Verfügung. Google legt besonders viel Wert darauf, dass sich die Mitarbeiter im Büro wie zu Hause fühlen.
Der Trend zu flexiblen Arbeitszeiten und modernen Bürokonzepten hat bereits vor der Covid 19-Pandemie begonnen und wird sich nun noch schneller ausbreiten. Studien belegen, dass sich Arbeitnehmer mehr Mitbestimmungsrecht im Bezug auf Arbeitsort und -zeit wünschen. Wenn die Unternehmen auf diese Bedürfnisse eingehen, verschaffen sie sich Vorteile gegenüber der Konkurrenz, denn zufriedene Mitarbeiter bilden das Fundament für langfristigen Erfolg.
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