Ost-West-Vergleich: Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Stellenmarkt
02.10.2020
In diesem Jahr stehen die Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit im Schatten von Corona. Anlässlich des 30. Jahrestags hat die Adecco Group im großen Ost-West Vergleich die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf den Arbeitsmarkt analysiert und einen Blick auf die Arbeitslosenzahlen geworfen. Das Ergebnis: Im Osten Deutschlands ist das Jobangebot weniger stark zurückgegangen.
Ab März starker Rückgang in ganz Deutschland
Das Jahr 2020 ist gut gestartet. Im Januar 2020 wurden in Deutschland 558.505 Stellenanzeigen kostenpflichtig in 193 Print- und 96 Onlinemedien veröffentlicht. Die Arbeitslosenquote betrug in ganz Deutschland 5,3 Prozent – es gab kaum eine Veränderung zum Vorjahresmonat. Rund drei Viertel der Stellenanzeigen wurden in den alten Bundesländern inseriert.
Doch ab März sank das Stellenangebot: Im Westen um minus 15,3 Prozent auf 363.800 Stellen im Vergleich zum Februar und im Osten etwas weniger, insgesamt um minus 10,5 Prozent auf 54.600 Stellen. Berlin gesondert betrachtet: Dort sank das Stellenangebot lediglich um 8,2 Prozent auf 38.400 Stellen. Die Arbeitslosenzahlen blieben zunächst noch stabil.
Doch die Unsicherheiten bezüglich der exponentiell steigenden Infektionszahlen im März und die daraus resultierenden Maßnahmen führten schnell zu einem starken Rückgang der Stellenangebote. Im April 2020 wurden im Westen 363.814 Stellen ausgeschrieben (-33,1 Prozent zum März), in den neuen Bundesländern gab es 39.567 Inserate (-27,5 Prozent) und in Berlin 24.980 Inserate (-35,0 Prozent). Zeitgleich stiegen die Arbeitslosenzahlen stärker an. In ganz Deutschland meldeten sich 308.377 Menschen im April bei der Bundesagentur für Arbeit arbeitslos. Das entspricht einem Zuwachs (zum Vormonat) von 13,4 Prozent in West- und 12,6 Prozent in Ostdeutschland.
Der Jobmarkt erholt sich in Ost und West unterschiedlich schnell
Im Mai stieg die Anzahl der veröffentlichten Stelleninserate wieder an. Im Westen zunächst um 7,2 Prozent im Vergleich zum April und im Osten um 3,3 Prozent. Von Mai zu Juni noch etwas deutlicher: Im Osten um 44,8 Prozent und im Westen um 15,1 Prozent. Die wirtschaftlichen Auswirkungen sind jedoch deutlich zu spüren und trotz der Möglichkeit der Kurzarbeit waren im Mai 2.812.986 Menschen in Deutschland ohne Arbeit, dies entspricht 6,1 Prozent der Gesamtbevölkerung.
In den folgenden Monaten stabilisierte sich der Jobmarkt, jedoch ist das Vorjahresniveau weder in West- noch in Ostdeutschland schon erreicht. Im Westen wurden im August immer noch 21,2 Prozent weniger Stellen als im Januar veröffentlicht; im Osten lag der Rückgang bei insgesamt 6,4 Prozent. Dafür gab es im Juli und August keinen coronabedingten Anstieg der Arbeitslosenzahlen und die Arbeitslosenquote liegt aktuell bei 6,4 Prozent.
Aktuelle Situation in den Bundesländern
Im August wurden in Sachsen-Anhalt 9.756 Stellen ausgeschrieben, nur 5 Prozent weniger als vor Beginn der Pandemie im Januar 2020. Auch in Thüringen wurden mit rund 9.300 Stellen fast gleich viele Jobangebote wie zum Anfang des Jahres veröffentlicht (-3 Prozent). In Brandenburg, in Rheinland-Pfalz und im Saarland liegt der Rückgang jeweils unter 10 Prozent. Demgegenüber hat sich der Jobmarkt in Bayern (-27,2 Prozent), Hamburg (-33,9 Prozent), sowie Berlin (-28,2 Prozent) noch nicht erholt. Das gleiche Bild zeigt sich bei der Betrachtung der Landeshauptstädte. In Erfurt wurden bereits mehr Stellenanzeigen als im Januar veröffentlicht. Magdeburg liegt mit nur einem geringen Rückgang im Vergleich dahinter. München belegt den letzten Platz im Städte-Ranking, denn im August wurden fast 40 Prozent weniger Stellen inseriert.
Dass das Stellenangebot im Osten, abgesehen von Berlin, weniger stark gesunken ist, hängt von mehreren Faktoren ab: Unter anderem trägt die Bevölkerungsstruktur dazu bei, dass sich insgesamt weniger Menschen mit dem Coronavirus infiziert haben. Es ist anzunehmen, dass dies zu weniger Verunsicherungen geführt hat und der Stellenmarkt deshalb nicht so stark eingebrochen ist und sich schneller erholt hat. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Infektionszahlen in den kommenden Wochen und Monaten entwickeln.
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